TSV Rudelzhausen

VEREINSPORTRAIT: TSV RUDELZHAUSEN

Schwere Krise trotz Wirtschaftswunder


Bericht aus dem Freisinger Tagblatt vom 25. Februar 2010

VEREINSPORTRAIT: TSV RUDELZHAUSEN

Schwere Krise trotz Wirtschaftswunder

Fast jeder dritte Einwohner von Rudelzhausen ist beim Turn- und Sportverein Mitglied. Denn der TSV ist in der Ortschaft nicht nur die wichtigste Säule im Sportbereich, sondern trägt mit zahlreichen Veranstaltungen auch maßgeblich zum Gemeindeleben bei. 

VON PETER SPANRAD

Rudelzhausen – Die sportlichen Aktivitäten beschränkten sich in Rudelzhausen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie in vielen anderen Dörfern auf ein paar wenige Sportler im privaten Bereich.  Erst nach dem Zweiten Weltkrieg kam Bewegung in die Rudelzhausener Sportszene: Es waren junge Fußballer, die im Jahr 1948 die Initiative ergriffen. Im Gasthaus Hopfensberger trafen sich alle Interessierten und hoben einen Turn- und Sportverein aus der Taufe. 

Hier sporteln die Fußballer: Das Vereinsheim des TSV wurde erst im Jahr 2001 erweitert.   
FOTOS: PETER SPANRAD

Als ersten Vereinschef wählte die Mitgliederversammlung Hans Beer. Bereits 1948 nahmen die Kicker den Spielbetrieb in der C-Klasse Donau-Ilm auf. Und nur zwei Jahre später hatten sich dem Verein schon so viele Jungkicker angeschlossen, dass eine Jugendmannschaft angemeldet werden konnte.

Zu wenig Fußballer: TSV stellt 1952 seinen Spielbetrieb ein

Die Heimspiele trugen die Fußballer auf dem Turnplatz am Moosbacherweg aus. Als Umkleide diente das Waschhaus der Familie Bauer, und zu den Auswärtsspielen ging es entweder mit dem Radl oder auf der Ladefläche eines Lkw. Weil wohl zu viele junge Männer mehr Zeit investierten, um in Deutschland das Wirtschaftswunder voranzubringen, oder auch auf dem elterlichen Bauernhof mehr mithelfen mussten, schlitterte der Verein bereits 1952 in eine schwere Krise. Der Spielbetrieb musste bei den beiden Teams eingestellt werden, der Spielermangel war einfach zu groß. Fünf Jahre lang war Rudelzhausen wieder ein sportliches Niemandsland. Lorenz Hagl, Georg Hoffmann und Beer initiierten dann 1957 einen Neuanfang mit zwei Senioren- sowie einer Jugendmannschaft. Dabei kam es zu einer Namensänderung: Aus dem TSV wurde eine DJK. 

„Seit der schwierigen Zeit Anfang der 50er Jahre ist der Verein von ganz großen Krisen weitgehend verschont geblieben“, blickt der heutige Vereinschef Werner Rauscher zurück. Sportlich habe es bei  den Fußballern natürlich immer wieder Höhen und Tiefen gegeben, meint Rauscher, der insgesamt mit der sportlichen Bilanz der Kicker zufrieden ist. Der erste sportliche Höhepunkt war sicher 1964 der Aufstieg in die B-Klasse. Der Freisinger Spielgruppe gehört der TSV, der sich 1972 wieder auf seinen Ursprungsnamen besann, aber erst seit 1974 an: Die Gemeinde Rudelzhausen kam damals zum Landkreis Freising. Derzeit spielen die Rudelzhausener in der Kreisklasse. Als Viertletzter müssen sie im Saisonfinale noch ordentlich Gas geben, um den Klassenerhalt zu sichern. 

Der Vorstand (v. l.): Stellvertreter Nikolaus Hofmann, Kassier Peter Geier, Evi Lewandowsky (Abteilungsleiterin Tennis), Schriftführerin Astrid Chaluppa, Vereinschef Werner Rauscher, zweiter Kassier Alois Winkler und Bernd-Werner Todtenbier (Taekwondo).

Über die Landkreisgrenzen hinaus ist der TSV Rudelzhausen durch seine Taekwondo-Abteilung bekannt geworden, die im Jahr 1975 gegründet worden ist. Jonas Hönnebeck kehrte 2003 beispielsweise mit einer Goldmedaille von den Deutschen Juniorenmeisterschaften zurück und durfte auch bei den Weltmeisterschaften an den Start gehen. Der langjährige Trainer Sepp Steinberger holte sogar den Titel eines Europameisters. Spartenchef Bernd Todtenbier hofft, dass man in Zukunft wieder den einen oder anderen Spitzensportler aus Rudelzhausen bejubeln kann. „Wir wollen in unserer Abteilung nicht nur den Breitensport fördern, sondern wollen auch leistungsorientiert trainieren.“ Derzeit könnte seine Sparte allerdings noch mehr Jugendliche im Alter von 13 bis 18 Jahre vertragen, um auch in Zukunft wieder große Erfolge feiern zu können, erzählt Todtenbier. 

Rudelzhausener Siegesfreuden: Hönnebeck wird 2003 Deutscher Taekwondo-Juniorenmeister 

Seit der Gründung im Jahre 1984 läuft es in der Tennisabteilung des TSV bestens. „Damals war Tennis die Trendsportart schlechthin“, betont Abteilungsleiterin Evi Lewandowsky. „Von all den Krisen, die viele Tennisclubs in den vergangenen Jahren meistern mussten, sind wir verschont geblieben.“ 

Der Sport boomt in Rudelzhausen aber auch weiterhin: Für viele neu zugezogene Familien sei der Tennisplatz eine gute „Anlaufstelle“, um sich in der Gemeinde zu integrieren, meint Lewandowsky. Weil viele Familien Tennis spielten, stimme auch die Altersstruktur in der Abteilung. Daher macht sich die Spartenchefin keine Sorgen um die Zukunft dieser Sportart in Rudelzhausen. 

Wer sich beim TSV fit halten möchte, der kann die von Sieglinde Zellner regelmäßig angebotenen Nordic Walking Kurse besuchen. Weitere Abteilungen beim TSV gibt es jedoch nicht. Das hängt laut Kassier Peter Geier auch damit zusammen, dass die kleine Schulturnhalle völlig überlastet sei. Daher könnten keinne weiteren Gruppen aufgenommen werden. Außerhalb eines organisierten Vereinssports gibt es derzeit verschiedene private Sportinitiativen in Rudelzhausen, die von der Sportfabrik bis hin zu Mutter-Kind-Gruppen reichen. Mit Blick in die Zukunft hegen die TSV-Verantwortlichen jedoch die Vision eines Sportzentrums. Freilich weiß man auch, dass die kleine Gemeinde Rudelzhausen solch ein Projekt finanziell in absehbarer Zeit nicht schultern kann und die knapp 600 Mitglieder nicht in der Lage sind, eine eigene Sporthalle zu bauen.

Der TSV wäre schon froh, wenn er endlich sein Fußballfeld um 20 Meter verlängern könnte. Doch in dem Zusammenhang ist Präsident Werner Rauscher derzeit auf das Freisinger Landratsamt nicht gut zu sprechen. Der Grundstückseigentümer habe schon längst grünes Licht gegeben, seit eineinhalb Jahren wartet der TSV nun auf die  Genehmigung der Behörde. „Keiner weiß dort offensichtlich, wer dafür zuständig ist.“ Rauscher hofft aber, dass sich in nächster Zeit endlich etwas tut, damit die Fußballer einen Platz zum Aufwärmen bekommen. „Wir wollen auf den 20 Metern gar nichts bauen, sondern nur einen Rasen säen“, erzählt er. Die letzte Bauaktivität liegt bereits neun Jahre zurück: 2001 erweiterte der TSV sein Sportheim. Seitdem können dort Sitzungen und Klubversammlungen abgehalten werden. 

Der Versuch des TSV, zusammen mit dem SC Tegernbach den Fußball in der Region zu stärken, ist aber zumindest im Erwachsenenbereich gescheitert. „Im Nachwuchsbereich funktioniert die Zusammenarbeit zwischen dem TSV und Tegernbach weiterhin sehr gut“, sagt Rauscher. Der Verein sorgt in Rudelzhausen aber nicht nur dafür, dass sich die Jugendlichen fit halten und ihre Freizeit sinnvoll verbringen können. Er ist auch außerhalb des Sports eine wichtige gesellschaftliche Institution. „Der TSV organisiert neben dem traditionellen Volksfest noch viele weitere Festivitäten für die Bürger unserer Gemeinde“, sagt TSVSchriftführerin Astrid Chaluppa. Jedes Frühjahr sorgen rund 200 ehrenamtliche Helfer des TSV dafür, dass in Rudelzhausen vier Tage Volksfeststimmung aufkommt.

200 Ehrenamtliche sorgen für vier Tage Volksfeststimmung

„Für unser Gemeindeleben ist dieses Volksfest sehr wichtig“, weiß Rauscher. Jedoch werde es immer schwieriger, sich neue Attraktionen einfallen zu lassen, damit die Menschen möglichst zahlreich das Volksfest besuchen. Daneben organisiert der TSV den einzigen Faschingsball im Ort, eine Ü 30-Party sowie die Candy-Night für die Jungen. „Wir sind also gesellschaftlich in Rudelzhausen sehr gut aufgestellt“, sagt Vize-Kassier Alois Winkler. Heuer steigt das Rudelzhausener Volksfest vom 13. bis zum 16. Mai. Die Candy-Night findet bereits am 8. Mai statt. Und damit es auch im Juli einen Grund zum Feiern gibt, begeht die Taekwondo-Abteilung am 3. Juli ihr 35-jähriges Bestehen mit einem großen Fest.

Weil der TSV für alle seine sportlichen und gesellschaftlichen Aktivitäten immer wieder genügend freiwillige Helfer rekrutierten kann, ist Werner Rauscher um die Zukunft seines Vereins gar nicht bange. Denn der TSV könne sich glücklich schätzen, über eine intakte Struktur zu verfügen. In der Ortschaft Rudelzhausen sind die Vereinswelt und das    gesellschaftliche Leben offensichtlich in Ordnung. 

Infos zum Verein

Gegründet im Jahr 1948.

Mitglieder: etwa 530.

Abteilungen: Fußball (294 Mitglieder),

Taekwondo (115),

Tennis (176).

Vorstand: Werner Rauscher (Vorsitzender), 

Nikolaus Hofmann (Stellvertreter), 

Peter Geier (Kassier), 

Astrid Chaluppa (Schriftführerin), 

Alois Winkler (zweiter Kassier),

Bernd-Werner Todtenbier (Abteilungsleiter Taekwondo),

Evi Lewandowsky(Abteilungsleiterin Tennis),

Jens Engelmann (Abteilungsleiter Fußball). 

Termine: Candy-Night am 8.Mai 

Volksfest vom 13. bis 16.Mai 

35-jähriges Bestehen der Taekwondo-Sparte am 3.Juli 

Internet: www.tsv-rudelzhausen.de.     sp