TSV Rudelzhausen

Unterstützung für die Ehrenamtlichen

Christoph Geier absolviert beim TSV Rudelzhausen ein Freiwilliges Soziales Jahr


Bericht aus der Süddeutschen Zeitung vom 22.04.2016

Unterstützung für die Ehrenamtlichen

Neue Struktur

Von Matthias Weinzierl, Rudelzhausen
Das Problem an Ehrenämtern ist, dass man sie ehrenamtlich ausführt. Das heißt: Nach einem normalen Arbeitstag mit regulären acht Stunden rafft man sich auf, um für sein Steckenpferd wenigstens ein bisschen Einsatz zu zeigen. Wenn ein ganzer Verein aus Freiwilligen besteht, bleibt vieles auf der Strecke. Der TSV Rudelzhausen hat dieses Problem ausgehebelt: Seit September absolviert Christoph Geier dort ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ). Ein Novum beim TSV.

Fußball-Abteilungsleiter Christian Schmitt hatte schon länger die Idee, so einen Freiwilligen beim TSV zu etablieren. „Mir war wichtig, dass die Person auch zur Stelle passt. Deshalb habe ich seit zwei Jahren einige Jugendliche nach dem Abitur gefragt, ob sie sich so etwas vorstellen könnten.“ So auch Christoph Geier. Allerdings wohl im falschen Augenblick und mitten im Abistress. Erst nach einigen Monaten sagte er zu. „Christian hat es mir damals erklärt und ich habe darüber nachgedacht“, sagt er: „Weil ich sowieso nach dem Abi ein Jahr was anderes machen wollte, hat sich das angeboten. Ich spiele hier ja auch Fußball spiele und bin schon heimatverbunden.“

Christoph Geier leistet beim TSV Rudelzhausen ein Freiwilliges Soziales Jahr. Er trainiert dort Jugendteams, kümmert sich um die Kooperation mit Schule und Kindergarten und hilft, den Verein insgesamt zu ordnen

Schmitt und Geier mussten das Bürokratische klären und sich ein Konzept zur Finanzierung überlegen: „Zuerst dachten wir, Christoph könnte die Hälfte der Woche im Verein und die andere Hälfte in der Gemeinde arbeiten. Die Kosten hätten wir uns teilen können“, erzählt Schmitt. Allerdings ging der Plan nicht auf. Weil Geier über den Bayerischen Landes-Sportverband angemeldet worden ist, gingen die Zuschüsse nicht an die Gemeinde und sie zog sich nach ihrer ursprünglichen Zusage doch wieder zurück. „Ich war enttäuscht. Wir waren in etlichen Gemeinderatssitzungen, hatten Sitzungen mit dem Bürgermeister, aber es hat nicht geklappt“, resümiert der Abteilungsleiter. Mit der Hilfe einiger Sponsoren konnte die Finanzierung letztendlich aber doch gedeckt werden und Geier seine Stelle als erster FSJler beim TSV Rudelzhausen antreten.

Nach ihren Erfahrungen können die beiden es jedem Verein empfehlen, der sich mit dem Gedanken trägt, einen „FSJler“ zu beschäftigen. Es habe sich gezeigt, dass es viel Arbeit ist, der Aufwand sich aber auf lange Sicht enorm auszahle. „Ich trainiere zwei Jugendmannschaften, bin einer der drei Jugendleiter und kümmere mich hauptsächlich ums Organisatorische“, erklärt Geier. Weil das quasi sein Hauptberuf wäre, hätte er die Zeit, den Verein auf Vordermann zu bringen und viele Grundsteine für zukünftige Projekte zu legen. Seine Aufgaben seien natürlich die Pflege der Grünanlagen, das Training und auch die Kooperation mit Kindergarten und Schule: „Seit drei Jahren haben wir mit der Grundschule hier eine Sportarbeitsgemeinschaft, das heißt, wir bieten kostenloses Fußballtraining als Nachmittagsbetreuung an.“

Darüber hinaus ist Geier auch einmal pro Woche im Kindergarten und spielt mit den Kindern. Dadurch lernt er alle kennen, und wenn jemand im Verein anfangen möchte, hat er in Geier auch gleich einen Ansprechpartner. Zudem habe er auch Zeit für einfache logistische Aufgaben, beispielsweise den Bestand an Arztkoffern und Trikots zu überprüfen, einfach mal Listen mit allen Spielern zu erstellen oder Trainingsanzüge zu bestellen, sagt Geier.

Im Rückblick auf die erste Hälfte seines Freiwilligendienstes könne er nur ein positives Fazit ziehen, meint Geier. Und auch in nächster Zeit werde ihm sicherlich nicht langweilig. Die Hauptsaison beginnt jetzt, für das Volksfest Anfang Mai braucht man eine Torwand, und der Einmarsch muss organisiert werden, bei dem 70 bis 80 Kinder mitlaufen. Im Juni gibt es den Kindertag und im Juli ein Turnier.

„Das sind Veranstaltungen, die wir auch für die Zukunft etablieren wollen. Wir wollen für die Kinder da sein und dahinter stehen“, sagt Geier. Auch Jugendflyer sind mit seiner Hilfe erstellt worden. Die habe man nur mal machen müssen, und sie einmal im Jahr zu aktualisieren, sei kein Aufwand, meint er.

Schmitt sagt, man hätte den Verein neu strukturieren und ordnen wollen – und das mit Geier auch geschafft. Jetzt laufe das auch „unabhängig vom FSJler. Die Last ist auf genügend Schultern verteilt“. Ohne FSJler müsste man künftig sicherlich Abstriche machen, „aber es geht.“